Januar
Diamanten wird man hier, an diesem Lavastrand im Südwesten Islands, vergeblich suchen. Was aber wie Diamanten in der Sonne glänzt sind die Bruchstücke des Breidamerkurjokull, eines Gletschers, der über eine Lagune bis an den Nordatlantischen Ozean reicht. Bei Ebbe strömen die teilweise haushohen Eisbrocken ins Meer, die dann, von der See zerkleinert, wieder von der Flut an den Strand gespült werden. Am Ende bleibt ein schwarzer Strand, über und über bedeckt mit diamantenen Eistücken in allen Größen.

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Februar
Still windet sich der Fjaðrá auf etwa zwei Kilometern durch die enge Schlucht des Fjaðrárgljúfur. Über Jahrtausende hat sich der Fluss tief in die umgebende Landschaft einge-graben und einen bizarren und schroffen Canyon geformt. Auf den bis zu 100m hohen Felsvorsprüngen wachsen smaragdgrüne Moose, Farne und Gräser die zwischen den blanken Felsen wie Wasser von den Hängen zu fließen scheinen. Zusammen mit dem Fluss verwandeln sie die Schlucht zu einem grünen Juwel Islands. 

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März
Ein eiskalter Wind fegt über die Basaltklippen am östlichsten Punkt Islands. Sie sind das Heim von tausenden Dreizehen Möwen die auf den Vorsprüngen der Felsen ihre Nester gebaut haben und hier ihre Jungen großziehen. Mit dem Schlüpfen der Küken verbleibt in den ersten Wochen immer ein Altvogel am Nest. Ohne seinen Schutz wären die Jungen dem Wind, der Sonne, Räubern sowie einem Sturz in die Tiefe der Klippe schutzlos ausgeliefert. Dennoch, nur jedes zweite Küken wird flügge werden.

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April
Im Umfeld des Snæfellsjökull Vulkans haben sich über die letzten Jahrtausende bei vielen Ausbrüchen kleinere Vulkan Krater gebildet. Beim letzten Ausbruch vor etwa 1700 Jahren entstand an der Südwestflanke des Berges ein weitreichendes Lavafeld, das heute Teil des Snæfellsjökull Nationalparks ist. Flechten, Mose und vereinzelte Wildblumen haben seither begonnen die schroffen Lavafelsen zu überwachsen. Dennoch wird es weitere Jahrtausende benötigen, bis die letzten Spuren dieses Ausbruchs verschwunden sein werden.
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April
Die Lupine ist kein ursprünglicher Einwohner Islands. Anfangs des 20sten Jahrhunderts wurde sie aus Alaska und Sibirien eingeführt um die durch Gletscher und Vulkanismus gelockerten Böden zu verdichten. Auf diese Weise sollte sie der anhaltenden Bodenerosion schnell Einhalt gebieten und z.B. Sandstürme verhindern. Allerdings fühlt sich die Lupine auf Island so wohl, dass sie ich immer weiter ausbreitet und einheimische Arten mehr und mehr verdrängt. Aus dem See von Lupinen ist heute ein Meer geworden.
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Juni
Im Norden Islands liegt Dettifoss, der mächtigste Wasserfall Europas. Auf einer Breite von hundert Metern stürzen jede Stunde circa 700 Millionen Liter Gletscherwasser die etwa 40 Meter hohe Schlucht hinunter. Zusätzlich transportiert das Wasser in derselben Zeit etwa anderthalb Tonnen Sediment und Gestein mit sich. So gräbt sich der Fluss mit der Zeit immer tiefer in sein Bett. Und auch der Wasserfall selbst wandert pro Jahr etwa einen halben Meter flussaufwärts.
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Juli
Sie sind wohl die bekanntesten gefiederten Vertreter Islands: die Papageientaucher. Etwa 3 bis 4 Millionen Paare brüten an den Küsten Islands. Die geselligen Vögel leben während dieser Zeit in Kolonien von bis zu mehreren zehntausend Vögeln und legen ihre Eier in Erdhöhlen, zumeist an Steilküsten hoch über dem Meer. Auch wenn sie an Land tollpatschig wirken und schlechte Flieger sind, so sind sie doch hervorragende Taucher und überaus gekonnte Fischer. Fast immer ist ihre Jagd von Erfolg gekrönt. 
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August
Im Nordosten Islands reichen die Ausläufer des Jökulsárlón Gletschers bis an die Küste des Nordatlantiks und haben im Laufe der Jahrhunderte am Ende der Gletscherzunge eine Lagune gebildet. Die durch den Gletscher aus dem Boden gelösten Mineralien geben dem Wasser seine intensiv türkise Färbung. Haushohe Brocken aus Gletschereis sammeln sich, getrieben durch die Strömungen von Ebbe und Flut, am Ausgang der Lagune. Ihre hellblaue Färbung zusammen mit dem tiefen Blau des Himmels formen diese ‚Symphonie in Blau‘.
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September
Eine steile und schmale Schotterpiste führt von der Nationalstraße 1 ins Landesinnere auf das etwa 300m hohe Felsplateau Borgarhafnarheiði, in dessen Zentrum drei Seen liegen, die die Heimat für verschiedene Insekten und Wasservögel bilden. Diese Seen speisen aber auch die umliegenden Moorwiesen mit Wasser auf denen sich Krähenbeeren, Wiesen-Schaumkraut und Wollgras ausgebreitet haben und somit eine für Island einzigartige Hochmoor-Landschaft formen.
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Oktober
Wie eine Insel ragt aus der Mitte der Gletscherschlucht Ásbyrgi eine etwa 40m hohe Felsformation die das Tal in zwei Hälften teilt. Bei einer frühgeschichtlichen Gletscherflut haben Eis-, Geröll- und Wassermassen sich tief in den Boden der Landschaft gegraben der jetzt den Grund der Schlucht bildet. Nur der Fels, der heute das Tal in seiner unteren Hälfte durchschneidet, war widerstandsfähig genug um den Kräften der Flut zu trotzen.

November
Unermüdlich fliegen im Juli die Küstenseeschwalben auf das offene Meer hinaus um Nahrung für ihre Jungen zu besorgen. Kleine Fische und Krebse sind das bevorzugte Futter für die Küken. Auch wenn die Seeschwalben hervorragende Flieger und Jäger sind, müssen sie sich auf ihrem Rückweg zur Kolonie einem Spießrutenlauf aussetzen: Raubmöwen, Sturmvögel und andere Küstenseeschwalben passen die Heimkehrer ab und versuchen ihnen durch geschickte Angriffe ihre Beute zu entreißen.

Dezember
Unter der Oberfläche Islands ist die Erde in ständiger Bewegung. Erdbeben, hervorgerufen durch die Verschiebung der Kontinentalplatten, Vulkanausbrüche, ausgelöst durch aufsteigende Magmablasen und heiße Quellen aus denen mineralreiches Wasser mit lautem Zischen dampfend entweicht, deuten an wie dünn die Haut der Erde unter dieser Insel ist. Die Landschaft unterliegt einer ständigen Veränderung. Nur der stete Wandel des ruhelosen Grundes ist hier beständig.


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